Franz Sikuta

Eisendrehergehilfe. Widerstandskämpfer gegen das NS-Regime. Hingerichtet.

* 1921    † 1944

 

Lebenslauf

Franz Sikuta wurde am 21.10.1921 in Wien geboren. Er arbeitete als Eisendrehergehilfe. 1940 war er in den Vereinigten Wiener Metallwerken tätig.

Mitwirkung am Aufbau des kommunistischen Jugendverbandes in Wien

Franz Sikuta arbeitete am Aufbau des kommunistischen Jugendverbandes in Wien mit und beteiligte sich an der Planung von Brandanschlägen.

Widerstand, Verhaftung, Todesurteil

Am 12. 6. 1942 wurde Franz Sikuta verhaftet und am 12. 10. 1943 gemeinsam mit Anni Gräf, Leopoldine Sicka und Karl Gregor Mann (alle hingerichtet) zum Tode verurteilt. Am 11.1.1944 erfolgte seine Hinrichtung im Landesgericht I in Wien.

Aus dem Urteil

„Sikuta und Fenz schulten bei mehreren Vortragsveranstaltungen die Funktionäre aus Ebergassing über die kommunistischen Bestrebungen. (…) Sikuta belieferte die KJV-Gruppe in Ebergassing fortlaufend, letztmalig im Mai 1942, mit mehreren Stücken der periodischen Druckschrift »Rote Jugend« und der »Soldatenrat«, die er von der Gräf (…) und einmal von der Angeklagten Sicka erhielt. (…) Sikuta war auch an Sonderaktionen des KJV beteiligt. Eine mit Neubauer und Fenz beschlossene Versendung von ’Zersetzungsbriefen‘ an Wehrmachtsangehörige ist lediglich infolge eines von Fenz überbrachten Befehls, einstweilen davon abzusehen, unterblieben. Dagegen wurde im Herbst 1941 von Sikuta der Auftrag zur Sammlung von Feldpostanschriften (…) weitergegeben, mit dem Erfolg, dass er der Sicka alsbald etwa 30 Feldpostanschriften und 20 andere Adressen geben konnte.“

Franz Sikuta an seine Familie, aus der Todeszelle E 55 im Landesgericht I Wien, vom 17.10.1943 (Auszug)

"Lieber Vater! Schwer fällt es mir, dir aus dieser Zelle einen Brief zu schreiben, das den Zweck haben soll, ein bisschen Sonnenschein in dein schwer geprüftes Leben zu bringen.
Lieber Vater! Du hast dir die Mühe genommen, zu meiner Verhandlung zu kommen, um, wenn nicht mit mir zu sprechen, mich doch wenigstens sehen zu können und mein Urteil zu hören. Es lautete: 'Zum Tode verurteilt.'
Lieber Vater! Ich weiß, dass du bis zuletzt gehofft hast und dich daher dieses Urteil schwer erschüttert hat. Du wirst zuhause in deinem Kummer sitzen. Keinen, sich um dich sorgenden Menschen, allein und verlassen, auf dich selbst angewiesen. Wirst dich fragen, warum das Schicksal so hart ist, wodurch du dies verdient hast. All deine Hoffnungen, deine Freude und dein Stolz waren, einen rechtschaffenen Sohn zu haben, der genau wie du, brav und ehrlich seinem Erwerb nachgeht, sich seine Familie gründet und für diese sorgt..."

Quelle: Lisl Rizy, Willi Weinert, „Mein Kopf wird euch auch nicht retten“. Korrespondenzen österreichischer WiderstandskämpferInnen aus der Haft. Band 3, Seite 1638. Wiener Stern Verlag 2016

Gedenktafeln, Mahnmal

Sein Name steht auf den Gedenktafeln Wien 10 (Leibnitzgasse 10 und Neilreichgasse 100), ebenso auf dem am 6. 7. 1946 enthüllten, von der tschechoslowakischen Sektion der KPÖ gestifteten Mahnmal am Wiener Zentralfriedhof, Gruppe 42.

Gedenkort - Landesgericht für Strafsachen Wien

Im ehemaligen Hinrichtungsraum des Landesgericht für Strafsachen Wien findet sich sein Name auf einer der Gedenktafeln.

Gedenkort - Gruppe 40, Zentralfriedhof

In der Gruppe 40 wurden die im Wiener Landesgericht Hingerichteten beerdigt. 2013 wurde die Gruppe 40 zur Nationalen Gedenkstätte erklärt.

Quellen und Bildnachweise

  • Lisl Rizy, Willi Weinert: "Mein Kopf wird euch auch nicht retten" (Band 3), Stern-Verlag, Wien
  • Willi Weinert, "Mich könnt ihr löschen, aber nicht das Feuer". 4. Auflage Wiener Stern Verlag, 2017
  • Bild Fallbeil/Guillotine: Leihgeber Kurt Brazda
  • Andere Bildrechte: Angabe bei Anklicken des Bildes (Bildinformation)
  • Andere Bilder: Privatbesitz oder Verein Zur Erinnerung

Hauptwerke zur Gruppe 40

Weiterführende Informationen

  • DÖW Katalog zur permanenten Ausstellung. Hg. v. Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands, Wien 2006
  • Wolfgang Neugebauer, Der österreichische Widerstand 1938-1945, Wien 2008
  • Die Geschichte des Grauen Hauses und die österreichische Gerichtsbarkeit, Wien 2012
  • DÖW (Hg.) Widerstand und Verfolgungen in den österreichischen Bundesländern (Wien, Burgenland, Oberösterreich, Tirol, Niederösterreich, Salzburg), Wien 1975-1991
  • Heinz Arnberger, Claudia Kuretsidis-Haider (Hg.) Gedenken und Mahnen in Niederösterreich. Erinnerungszeichen zu Widerstand und Verfolgung, Exil, Befreiung, Wien 2011
  • Brigitte Bailer, Wolfgang Maderthaner, Kurt Scholz (Hg.), „Die Vollstreckung verlief ohne Besonderheiten“, Wien
  • Herbert Steiner, Gestorben für Österreich. Widerstand gegen Hitler. Eine Dokumentation, Wien 1995
  • Herber Steiner, Zum Tode verurteilt: Österreicher gegen Hitler. Eine Dokumentation, Wien 1964

Web-Hinweise


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